In diesem Interview sprechen wir mit Nikolina Mandic darüber, wie sie in die Transportbranche einstieg und was sie bisher gelernt hat.
Was hat Sie dazu inspiriert, eine Karriere im Transportwesen zu verfolgen?
Dazu inspiert hat mich mein Vater. Als ich mich für eine Berufslehre entscheiden musste, fiel mir die Wahl nicht leicht. Ich wusste ich würde in Büro gehen, aber welche Branche ich wähle, war mir nicht ganz klar. Irgendwann kam ich darauf eine Lehre als Kauffrau in der Internationalen Speditionslogistik zu machen.
Können Sie uns ein wenig über Ihren beruflichen Werdegang erzählen?
Ja, ich habe meine Lehre in der Spedition begonnen. Ich habe danach etwas Berufserfahrung gesammelt und wollte nach ca. fünf Jahren eine neue Herausforderung starten. Nur war mir nicht ganz klar, was diese Herausforderung beinhaltete. Letztlich entschied ich mich dazu bei meinem Vater im Unternehmen anzufangen. Ich fragte ihn an und er hielt es für eine gute Idee.
Welche Herausforderungen haben Sie als Frau in dieser Branche erlebt?
Zu Beginn hasste ich den Umgang in der Branche. Und ich mag nach wie vor keine rücksichtslosen Menschen. Egal wie rau der Umgang auch sein mag, ich finde man kann trotzdem den nötigen Anstand bewahren. Leider war dies während meiner Lehre nicht immer so und so legte ich mir ein sehr dickes Fell zu. Als ich mit 15 Jahren mit der Lehre angefangen habe, war ich noch sehr schüchtern und traute mich kaum ein Wort zu sagen. Schnell lernte ich, dass ich so untergehen würde und trainierte mir andere Umgangsformen an. Das war nicht immer leicht, aber heute kann ich dafür problemlos für mich und für andere einstehen.
Gab es spezielle Situationen, in denen Sie sich aufgrund Ihres Geschlechts besonders beweisen mussten?
Ich bin keine von denen die rumheult, weil sie eine Frau ist. Ich erwarte nicht, dass ich anders behandelt werde, nur weil ich eine Frau bin. Und doch gibt es natürlich Unterschiede. Ich wurde und werde oft unterschätzt. Aber es denke es ist am Ende des Tages besser unterschätzt als überschätzt zu werden.
Welche Strategien haben Sie entwickelt, um sich in schwierigen Situationen zu behaupten?
Mit 15 musste ich erstmal lernen, dass das Leben kein Ponyhof ist. Das war nicht schön. Schnell wurde mir klar, dass ich etwas ändern musste. Ich beobachtete Menschen, die mir imponierten und begann von ihnen zu lernen. Wie blieb man freundlich und bestimmt? Wie blieb man nett und setzte sich trotzdem durch? Ich bin froh, dass ich mir diese Menschen als Vorbild genommen habe und nicht die Rücksichtslosen, die die über Leichen gehen. Von denen habe ich in dieser Branche leider viele gesehen.
Haben Sie Unterstützung von Kolleginnen oder Vorgesetzten erfahren? Wenn ja, wie hat diese Unterstützung ausgesehen?
Ja, zum Glück gab es immer wieder Menschen, die erkannten, dass ich wollte, aber irgendwie nicht konnte, weil meine Strategien noch nicht ausgereift waren. Andere haben meine Schwächen ausgenutzt. Diejenigen die mich unterstützten, halfen mir mit Tipps und Tricks und munterten mich regelmässig auf, wenn ich mal am Boden lag. Was ehrlichgesagt am Anfang oft der Fall war.
Gibt es Mentoren oder Vorbilder, die Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert haben?
Wie gesagt gab es da viele im unmittelbaren Umfeld. Den Rest holte ich mir aus Büchern oder aus Youtube etc.
Wie hat sich die Arbeitskultur in Ihrer Zeit in der Branche verändert, wenn überhaupt?
Ich glaube die Arbeitskultur hat sich nicht grossartig verändert. Aber das ist nur meine Perspektive. Natürlich gab es über die Jahre Änderungen, aber ich kann hier keine signifikanten Stichworte nennen.
Können Sie uns von einem Moment erzählen, auf den Sie besonders stolz sind?
Ich bin auf viele Momente stolz, da ich über die Jahre immer sehr, sehr viel gelernt habe. Ich bin darum stolz, dass ich nie aufgegeben habe, besser zu werden und ich bin mir sicher, dass ich nie damit aufgeben werde.
Was war Ihr größter beruflicher Erfolg bisher?
Mein grösster Erfolg ist unser stetiges Wachstum seit ich in der Firma bin. Das grösste Wachstum erlebten wir 2019. Auf dieses Jahr bin ich sehr stolz. Wir sind in einem Jahr über 60% gewachsen. Da haben wir wirklich alle Tag und Nacht gearbeitet. Ich liebe diesen Vibe. Wenn viel los ist und es viel zu tun gibt, das sind die Momente für welche ich lebe.
Welche persönlichen Eigenschaften oder Fähigkeiten haben Ihnen geholfen, in dieser Branche erfolgreich zu sein?
Der Wunsch stärker und besser zu werden. Anpassungsfähigkeit, Beobachtungsgabe. Und sehr viel Disziplin.
Wie bleiben Sie motiviert, trotz der Herausforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt?
Mich motivieren die anstrengenden und herausfordernden Situationen. Daher ist Motivation in dieser Branche für mich ein Selbstläufer lacht.
Wo sehen Sie sich selbst in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die eine Karriere im Transportwesen anstreben?
Du musst den Stress und die Herausforderung lieben! Wenn du es liebst, dich jeden Tag zu übertreffen und wenn Herausforderungen liebst, dann ist diese Branche genau das Richtige. Wenn du lieber deine Ruhe hast, dann lass die Finger davon. Ich glaube, man muss der Typ für das sein. Liebt man Challenges, so ist diese Branche perfekt. Wenn nicht, lieber etwas anderes wählen
Welche Fehler oder Hindernisse sollten sie Ihrer Meinung nach vermeiden?
Man sollte auf keinen Fall zu sehr auf andere hören. Dinge wie «du musst härter werden» etc. sind an der Tagesordnung. Ich finde es gibt keinen Grund härter zu werden. Man darf sich nicht alles zu Herzen nehmen bzw. fast gar nichts. Aber man darf sich natürlich auch nichts gefallen lassen. Verteidigen kann man sich allerdings auf eine ganz natürliche Art und Weise ohne zu hart zu sein.
Welche Rolle spielen Netzwerke und Zusammenarbeit in Ihrem beruflichen Leben?
Eine sehr grosse Rolle. Sehr viele Kunden kommen über Empfehlungen zu uns. Diese kommen durch das Netzwerk. Daher ja, Netzwerk und Zusammenarbeit sind das A & O.
Vielen Dank für das Interview!
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